Stopp von AstraZeneca-Impfungen in Deutschland
Stopp von Impfungen für jüngere Frauen nach Todesfällen

In Nordrhein-Westfa­len sprachen sich die Leiter von fünf der sechs Uni-Klini­ken für einen vorläu­fi­gen Stopp von Impfun­gen jünge­rer Frauen mit dem Wirkstoff von Astra­Ze­ne­ca aus. Das Risiko von weite­ren Todes­fäl­len sei zu hoch, heißt es in einem gemein­sa­men Brief an den Bundes- und den Landes­ge­sund­heits­mi­nis­ter, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Thrombosen in den Hirnvenen

Das Land Berlin setzt die Corona-Impfun­gen mit dem Vakzin des Herstel­lers Astra­Ze­ne­ca für Frauen unter 60 Jahren vorsorg­lich aus. Das gab Berlins Gesund­heits­se­na­to­rin Dilek Kalayci (SPD) am Diens­tag bekannt und verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen.

Deutsch­land und zahlrei­che andere Staaten hatten die Impfung mit dem Astra­Ze­ne­ca-Stoff im März vorüber­ge­hend ausge­setzt, weil mehrere Fälle mit Throm­bo­sen (Blutge­rinn­seln) in den Hirnve­nen in zeitli­chem Zusam­men­hang zur Impfung gemel­det wurden. Mittler­wei­le wird der Impfstoff wieder verab­reicht. Die Europäi­sche Arznei­mit­tel-Agentur EMA hatte die Sicher­heit des Vakzins bekräf­tigt, auch die ständi­ge Impfkom­mis­si­on in Deutsch­land (Stiko) hatte sich für einen weite­ren Einsatz des Mittels ausgesprochen.

Bereits 31 Fälle in Deutschland gemeldet

In Deutsch­land sind bislang 31 Fälle einer Sinus­ve­nen­throm­bo­se nach Impfung mit dem Impfstoff von Astra­Ze­ne­ca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Insti­tut am Diens­tag berich­te­te. Bis Montag­mit­tag (29. März) waren dem Insti­tut 31 Fälle gemel­det worden, in 19 Fällen wurde zusätz­lich eine Throm­bo­zy­to­pe­nie gemel­det. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicher­heit von Impfstof­fen zustän­di­ge Insti­tut in Langen berichtete.

Dienstag, 30.03.2021, 20:33 Uhr 

Impfung in Deutschland nur noch bei über 60-Jährigen

Nach neuen Meldun­gen über seltene Hirnve­nen­throm­bo­sen haben die Gesund­heits­mi­nis­ter von Bund und Ländern in Deutsch­land defini­tiv beschlos­sen, dass der Corona-Impfstoff von Astra­Ze­ne­ca ohne Einschrän­kung nur noch bei über 60-Jähri­gen einge­setzt werden soll. Die verfüg­ba­ren Daten zeigen, dass schwere Neben­wir­kun­gen bisher fast ausschliess­lich in Alters­grup­pen unter 60 Jahren aufge­tre­ten sind.

Bei Perso­nen unter 60 Jahren könnte die Impfung mit dem Mittel des britisch-schwe­di­schen Pharma­kon­zerns für gewisse Gruppen mit hoher Priori­tät nach «sorgfäl­ti­ger» ärztli­cher Beratung ebenfalls fortge­setzt werden, heisst es weiter. Dies soll nur noch in Hausarzt­pra­xen geschehen.

Dienstag, 30.03.2021, 21:59 Uhr 

Angela Merkel: «Jedem Verdacht wird nachgegangen»

Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel hat die Alters­be­schrän­kun­gen für den Impfstoff von Astra­Ze­ne­ca gerecht­fer­tigt. «Vertrau­en entsteht aus dem Wissen, dass jedem Verdacht, jedem Einzel­fall nachge­gan­gen wird», sagte sie am Diens­tag­abend in Berlin nach Beratun­gen mit den Minis­ter­prä­si­den­ten der Länder. Dass verschie­de­ne Impfstof­fe zur Verfü­gung stünden, sei ein grosses Glück, sagte Merkel weiter.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn betonte, die Entwick­lung sei «ohne Frage ein Rückschlag» für die Impfkam­pa­gne in Deutsch­land. Aber die über 60-Jähri­gen könnten nun schnel­ler geimpft werden und «die Älteren in dieser wachsen­den dritten Welle zu schüt­zen, ist wichtig.»

In Deutsch­land kriti­sie­ren Patien­ten­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen die unklare Lage beim Impfen mit dem Mittel von Astra­Ze­ne­ca. «Die staat­li­chen Empfeh­lun­gen sind wie eine Achter­bahn­fahrt», sagte der Vorstand der Stiftung Patien­ten­schutz, Eugen Brysch. Erst sollten nur die unter 65-Jähri­gen, dann alle und jetzt nur die über 60-Jähri­gen den Impfstoff bekom­men. «So entsteht der Eindruck, dass nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt werden.»

Medienmitteilung

Kommentar der Redaktion

Wir überlas­sen unseren Lesern, was sie von diesem «Impfstoff» halten wollen. Astra­Ze­ne­ca hat diesen nun ja in «Vaxze­vria» umbenannt. Dies fällt mit dem Kampf des Unter­neh­mens zusam­men, die Öffent­lich­keit nach zahlrei­chen Berich­ten über mögli­che Neben­wir­kun­gen, darun­ter Throm­bo­se, von der Sicher­heit seines Medika­ments zu überzeu­gen. Wir sind äusserst skeptisch, ob dies gelin­gen wird. Auch die Leitme­di­en tragen viel dazu bei, dass die Unsicher­heit rund um diesen «Impfstoff» nur noch grösser wird…