Knapp 14% Übersterblichkeit gegenüber den Vorjahren 21.01.2021
Wöchentliche Todesfälle Schweiz
Im Jahr 2020 liegt in der Schweiz eine deutliche Übersterblichkeit vor. Die verzeichneten Todesfälle 2020 sind bis Ende Jahr mit rund 76’200 um knapp 14% höher (ca. +9’300 Menschen) als im Durchschnitt der letzten 5 Jahre mit rund 67’000 Toten.
Knapp 14% Übersterblichkeit im Jahr 2020 in der Schweiz
Nach vorläufigen Angaben liegt im Jahr 2020 in der Schweiz bisher eine Übersterblichkeit von rund 9’300 Menschen vor (ca. +14%). Die Anzahl der der an oder mit dem Corona-Virus verstorbenen Menschen liegt bis Ende 2020 bei gegen 8’000. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Übersterblichkeit und dem Corona-Virus kann deshalb kaum mehr in Abrede gestellt werden.
Doch welche Altersgruppen sind denn nun vom Corona-Virus und der Übersterblichkeit statistisch am stärksten betroffen?
Übersterblichkeit 2020 hauptsächlich bei den Alten und Vorerkrankten
Im Jahr 2020 sind es rund 1’800 Menschen, die bei der ersten Welle und rund 6’000 Menschen, die bei der zweiten Welle aufgrund einer Covid-19 Erkrankung verstarben. Mehr als 80% der von der Übersterblichkeit Betroffenen sind über 80 Jahre alt. Dabei beträgt der Anteil der Vorerkrankten gemäss Angaben des BAG wie bei der ersten Welle mehr als 95%.
Übersterblichkeit 2020 nach Altersgruppen
- Übersterblichkeit bei den über 80-Jährigen: rund 18% mehr im Vergleich zu den Vorjahren (ca. 48’900 gegenüber rund 41’400 im Schnitt der Vorjahre).
- Übersterblichkeit bei den 65 bis 79-Jährigen: rund 11% mehr im Vergleich zu den Vorjahren (ca. 18’700 gegenüber rund 16’800 im Schnitt der Vorjahre).
Durchschnittliche Sterblichkeit 2020 nach Altersgruppen
- Alle Altersgruppen unter 65 Jahren weisen eine normale durchschnittliche Sterblichkeit aus im Vergleich zu den Vorjahren, und gehören NICHT zu den gefährdeten Altersgruppen durch die Covid-19 Krankheit.
2. Corona-Welle: Hohe Übersterblichkeit bei den über 65-Jährigen in den letzten 11 Wochen
In der Statistik der wöchentlichen Todesfälle Schweiz (PDF) ist die zweite Corona-Welle seit der zweiten Oktoberhälfte (Kalenderwoche 43) durch die erhöhte Anzahl der Todesfälle gegenüber dem Mittelwert der Vorjahre klar erkennbar. Dieser Mittelwert liegt im Oktober in der Schweiz bei wöchentlich rund 1’250 Menschen, im November bei 1’300 und im Dezember bei 1’350 Menschen. Besonders hoch ist die aktuelle wöchentliche Übersterblichkeit bei der ältesten Bevölkerungsgruppe.
Übersterblichkeit in den letzten 11 Wochen (2. Corona-Welle)
- Übersterblichkeit bei den über 80-Jährigen: über 80% (!) mehr im Vergleich zu den Vorjahren (wöchentlich ca. 1’350 gegenüber knapp 750 im Schnitt der Vorjahre).
- Übersterblichkeit bei den 65 bis 79-Jährigen: über 48% (!) mehr im Vergleich zu den Vorjahren (wöchentlich ca. 460 gegenüber 310 im Schnitt der Vorjahre).
- Alle Altersgruppen unter 65 Jahren weisen KEINE Übersterblichkeit aus im Vergleich zu den Vorjahren, und gehören NICHT zu den gefährdeten Altersgruppen durch die Covid-19 Krankheit.
Nachfolgend die aktuelle wöchentliche Übersterblichkeit der 2. Corona-Welle ab Kalenderwoche KW 43/2020 (alle Altersgruppen im Vergleich zu den Vorjahren)
- KW 43/2020: 1’479 Sterbefälle (+200)
- KW 44/2020: 1’672 Sterbefälle (+400)
- KW 45/2020: 2’049 Sterbefälle (+750)
- KW 46/2020: 2’105 Sterbefälle (+800)
- KW 47/2020: 2’113 Sterbefälle (+800)
- KW 48/2020: 2’073 Sterbefälle (+650)
- KW 49/2020: 2’123 Sterbefälle (+750)
- KW 50/2020: 2’135 Sterbefälle (+800)
- KW 51/2020: 2’104 Sterbefälle (+750)
- KW 52/2020: 1’974 Sterbefälle (+600)
- KW 53/2020: 1’805 Sterbefälle (+450)
Die Angaben der Sterbefälle sind provisorisch und werden durch Nachmeldungen nachträglich noch leicht angehoben.

Jährlich sterben in der Schweiz ca. 67’000 Menschen
Wir verlassen an dieser Stelle das Thema «Corona-Virus» und beschäftigen uns nachfolgend mit den anderen wesentlich häufigeren Todesursachen, die auch im Jahr 2020 gegen 90% aller Todesfälle in der Schweiz ausmachen.
Hast du gewusst, dass in der Schweiz jährlich im Schnitt zwischen 64’000 und 69’000 Mitmenschen sterben? Das entspricht rund 0.8% der Gesamt-Bevölkerung von aktuell knapp 8.6 Millionen. Wöchentlich sind das also rund 1’300 Menschen, die von uns gehen. Rund 60% der Sterbenden sind über 80-jährig (jährlich ca. 42’000). Jede Woche sterben somit rund 800 über 80-jährige Menschen in der Schweiz. Männer werden dabei durchschnittlich 82 Jahre alt, Frauen haben sogar eine Lebenserwartung von fast 86 Jahren.
An welchen Krankheiten sterben die Menschen?
Eine Antwort auf die Todesursachen der Menschen in der Schweiz gibt uns das Bundesamt für Statistik. Leider sind per Ende Juli 2020 auf der Webseite des Bundesamtes seit 2018 keine aktuellen Zahlen mehr in Erfahrung zu bringen. Die aktuellsten offiziellen Zahlen zu den Todesursachen stammen deshalb aus dem Jahr 2017 (…). Diese geben trotzdem einen ungefähren Einblick darüber, wie gross die Chance ist, in einem bestimmten Altersabschnitt an einer bestimmten Krankheit zu sterben.
Gewalteinwirkung bei unter 45-Jährigen
Die Chance, in der Schweiz das 45. Lebensjahr zu erreichen liegt bei über 95 Prozent. Interessant ist auch, dass Menschen bis 45 Jahre in über 40% der Fälle nicht an einer Krankheit, sondern an Unfällen oder Gewalteinwirkungen sterben. Wer also einigermassen auf sich aufpasst, hat beste Chancen, die erste Lebenshälfte schadlos zu überstehen.
Erhöhtes Krebsrisiko zwischen 45 und 64 Jahren
Interessant ist die Erkenntnis, dass das grösste Todesrisiko für Menschen zwischen 45 und 64 Jahren das Krebsleiden ist. Jedes Jahr erhalten fast 5% der Schweizer die Diagnose Krebs. Durch die Fortschritte der letzten Jahre in der Krebstherapie ist Krebs jedoch kein definitives Todesurteil mehr. Über 70% der Krebskranken können inzwischen geheilt werden. Trotzdem wird bei über 40% der Menschen, die in der Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren in der Schweiz sterben, als Todesursache ein bösartiger Tumor angegeben.
Menschen ab 65 sterben mehrheitlich an Krebs oder Herzversagen
Von 65 bis 84 Jahren kommt dann nebst dem Tumorrisiko mit noch immer über 35% als neue Hauptursache für den Eintritt des Todes der Zusammenbruch des Kreislaufsystems hinzu, sprich: Herzversagen bei über 25% der verzeichneten Todesfälle. Über 7% der 65 bis 84-jährigen sterben an Lungenkrankheiten. Interessant hier ist die Tatsache, dass die Grippe zwar ebenfalls in dieser Kategorie integriert ist, jedoch bislang nicht als statistisch relevante Todesursache aufgeführt war.
Herzversagen ist bei Menschen ab 85 Jahren die häufigste Todesursache
Und wie sieht es denn bei den ganz alten Menschen ab 85 Jahren aus? Hier sterben in fast 40% aller Fälle die Menschen an Herzversagen. Nicht ganz überraschend ist der Anteil bösartiger Tumore mit “nur” noch knapp 20% in dieser Alterskategorie. Dies ist erklärbar durch die verlangsamte Zellteilung im Alter. Dadurch wird auch das Wachstum von bösartigen Tumorzellen verlangsamt. Immer mehr ganz alte Menschen sterben dafür inzwischen an Demenz: bereits über 12% der ältesten Menschen sterben am Ausfall der Hirnfunktionen.
Was hat es mit den saisonalen Schwankungen der Sterbezahlen auf sich?
Die obenstehenden Zahlen sind lediglich Durchschnittswerte, die keine Aussage über die grossen Schwankungen, die über das Jahr hinweg auftreten, machen können. Tatsächlich sterben nämlich im Sommerhalbjahr (von April bis September) wöchentlich lediglich rund 700 über 80-jährige Menschen. Zwischen Januar und März hingegen sterben teilweise wöchentlich bis zu 1’300 über 80-jährige Menschen. Wie sind diese Abweichungen von über 50% erklärbar?
Kaum saisonale Schwankungen der Todeszahlen bei den 0 bis 64-jährigen
Zuerst einmal ist es wichtig, zu wissen, dass es diese enormen saisonalen Abweichungen von bis zu 50% zusätzlichen Toten bei den Altersklassen von 0 bis 64 Jahren kaum gibt. So verteilt sich also die Anzahl der Toten in dieser Altersklasse über das ganze Jahr hinweg in etwa gleichmässig.
Bereits bis zu 25% Schwankungen der Todeszahlen bei den 65 bis 79-jährigen
Auf unserem Diagramm mit den wöchentlichen Todesfällen Schweiz (2015 bis 2020) sieht man sofort, dass bei der Altersgruppe der über 65-jährigen die Sterberate im Winterhalbjahr zwischen Oktober und März höher ist als im Sommerhalbjahr. Je grösser die Abweichung nach oben ist, desto stärker sind sie rot eingefärbt. Je weniger Tote gegenüber dem Schnitt zu verzeichnen sind, desto stärker sind die betreffenden Wochen grün eingefärbt.
Über 50% mehr Tote im Winterhalbjahr bei den über 80-jährigen
Richtig extrem werden die Schwankungen jedoch bei den über 80-jährigen Schweizern. Hier erkennt man durch die roten “Bänder”, die sich gleichmässig über die letzten 5 Jahre hinwegziehen, dass die Ältesten unter uns mehrheitlich zwischen Dezember und April sterben. Wie wir nun ja wissen, ist die häufigste Todesursache innerhalb dieser Alterskategorie mit fast 40% der Fälle Herzversagen. Doch wie ist es erklärbar, dass die Herzpumpe ausgerechnet zwischen Januar und März den Dienst quittiert? Die Kälte der Wintermonate als primären Grund ins Feld zu führen wird doch in der heutigen Zeit mit gut isolierten Häusern und alten Menschen, die gut behütet in Pflegeheimen aufgehoben sind, eher schwierig. Es muss also einen anderen Grund für die Sterbewelle in den ersten drei bis vier Monaten des Jahres geben.
Welcher Einfluss hat die Grippe bei Menschen mit Vorerkrankungen?
In den Zahlen des Bundesamts für Statistik wird aufgeführt, dass 7% der 65 bis 84-jährigen an Lungenkrankheiten sterben. Auch bei den über 85-Jährigen sind es weniger als 10%, die an dieser Todesursache sterben. Wie bereits vorgängig erwähnt, wird das Grippevirus als Unterkategorie der Lungenkrankheiten geführt. Schaut man sich nun jedoch z.B. für das Jahr 2015 die effektiv an Grippe gestorbenen Personen an, dann kommt man gemäss dem Bundesamt für Statistik auf gesamthaft 244 ausgewiesene Grippetote.
Grippetote sind offenbar nicht Grippetote – oder doch?
Doch nun wird’s richtig spannend: dasselbe Bundesamt für Statistik schrieb in einer offiziellen Medienmitteilung von 2015, dass es in ebendiesem Jahr “ausserordentlich viele Todesfälle infolge Hitze und Grippe” gab. Konkret starben gemäss Mitteilung im Jahr 2015 rund 2’500 Menschen in der Schweiz an der Grippe (3.6%) und zusätzlich 500 an der starken Hitze im Sommer (0.7%). Diese Aussagen können auf unserer Tabelle nachvollzogen werden. Sie sind durch starke Rotbereiche farblich klar erkennbar.
Es ist jedoch absolut nicht nachvollziehbar, warum die Zahl der Grippetoten beim Bundesamt für Statistik nicht einheitlich ausgewiesen wird. Gemäss der Auswertung «Sterbefälle und Sterbeziffern wichtiger Todesursachen nach Alter» werden nämlich lediglich 244 Grippetote ausgewiesen. Gemäss Medienmitteilung desselben Bundesamtes liegt diese Zahl mit 2’500 Grippetoten jedoch um über 10 x höher. Dieser gewaltige Unterschied ist leider nicht mehr mit einer Rundungsdifferenz zu erklären…
Sprachregelung im Zusammenhang mit dem Corona-Virus
Wir betrachten die Auswertung und die Kommunikation der Todeszahlen auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Corona-Virus sehr kritisch. Zu Beginn wurde hier stets geschrieben, dass die Menschen “am Covid-19-Virus verstorben” sind. Im Verlauf des Monats Mai 2020 wurde diese Sprachregelung dann praktisch über Nacht gewandelt in “gestorben im Zusammenhang mit dem Covid-19 Virus” und ab Juni liest man vermehrt “die positiv auf Covid-19 getestet wurden”.
Korrekte Zuordnung der Todesfälle gefordert
Seit Beginn der Corona-Diskussion erfahren wir tagtäglich die Gesamtzahl der “im Zusammenhang mit der Covid-19 Erkrankung” verstorbenen Menschen. Es ist zu hoffen, dass — sofern diese Zahl tatsächlich verlässlich ist — sie dann auch wirklich in der Tabelle der Sterbefälle des Bundesamts für Statistik als «Tote durch Viruserkrankung» auftaucht. Es wäre eine empfehlenswerte vertrauensbildende Massnahme, wenn man sich zumindest auf übereinstimmende statistische Werte bei den Ämtern des Bundes verlassen könnte. Der aktuelle Umgang mit der komplett unterschiedlichen Anzahl Grippetoten ist sehr unglücklich sorgt leider auch nicht dafür, dass das Vertrauen des Volkes in einen vertrauenswürdigen Staatsapparat gefördert wird.