Steigen deshalb die Fallzahlen immer höher?
Mutation des Coronavirus in Europa

Die positi­ven Fallzah­len in Europa stiegen diesen Monat auf immer neue Rekord­wer­te. Forscher der Univer­si­tät Basel könnten nun den Grund dafür gefun­den haben: sie haben eine mutier­te Varian­te des Corona­vi­rus identi­fi­ziert, die sich in den letzten Monaten in Europa rasant verbrei­tet hat. Die neue Corona­vi­rus-Varian­te ist europa­weit inzwi­schen gar die am weites­ten verbrei­te­te Varian­te des Corona­vi­rus. In der Schweiz beträgt ihr Anteil inzwi­schen bereits gegen 40% der unter­such­ten Coronavirus-Varianten.

Es besteht die Vermu­tung, dass die rasante Verbrei­tung im Zusam­men­hang mit einem Super­sprea­der-Ereig­nis unter Landar­bei­tern in Spanien steht. Die zwischen­zeit­li­che Locke­rung der Reise­be­schrän­kun­gen soll dann massgeb­lich dazu beigetra­gen haben, dass sich die neue Varian­te so rasch in ganz Europa verbrei­tet hat.

Einschätzung der AirVox-Redaktion

Die Forscher der Univer­si­tät Basel könnten mit ihren neuen Erkennt­nis­sen das Verständ­nis über die Funkti­ons­wei­se des Corona­vi­rus einen riesi­gen Schritt weiter bringen. Bisher suchte man die Gründe für die teilwei­se exponen­ti­el­len Anstie­ge der Fallzah­len bei den unter­schied­li­chen PCR-Messme­tho­den der Labore, bei Clubbe­trei­bern, den Event­ver­an­stal­tern, bei der Gastro­no­mie­bran­che oder gar bei den so genann­ten «Masken­ver­wei­ge­rern».

Gemäss den neusten Befun­den sieht die Reali­tät wohl tatsäch­lich ziemlich anders aus. Es scheint nun nämlich genau das einge­tre­ten zu sein, was im Bereich von Viren fast schon zur Norma­li­tät gehört: es hat eine Mutati­on (Verän­de­rung) des Corona­vi­rus stattgefunden.

Die schlech­te Botschaft dieser Mutati­on: Die neue Ausprä­gung des Virus scheint sich wesent­lich einfa­cher zu verbrei­ten als die ursprüng­li­che Version. Die gute Meldung jedoch ist, dass nun zwar viel mehr Menschen angesteckt werden, dank einem harmlo­se­ren Verlauf jedoch voraus­sicht­lich wesent­lich weniger an der Krank­heit sterben werden. Darauf deutet zumin­dest die – im Verhält­nis zu den exorbi­tant hohen Fallzah­len – momen­tan doch glück­li­cher­wei­se eher noch beschei­de­ne Anzahl an Todes­fäl­len hin.

Gemäss Epide­mio­lo­gen und Immuno­lo­gen ist die Mutati­on eines Virus absolut nichts Ausser­ge­wöhn­li­ches. Wichtig dabei ist für die Viren­spe­zia­lis­ten die Erkennt­nis, dass sich die Mehrheit aller Viren meistens genau so verhält wie im aktuel­len Fall das Corona­vi­rus: sie sorgen durch ihre Mutati­on dafür, dass sie mehr Wirte (sprich: Menschen) infizie­ren können.

Durch die einfa­che­re Verbrei­tung wird jedoch praktisch immer auch das Schadens­po­ten­zi­al auf den Wirt verrin­gert. Der Grund dafür ist, dass Viren in den meisten Fällen den Wirt nicht töten, sondern nur dessen «Infra­struk­tur» (Lunge) und «Kopier­sys­tem» (Zelltei­lung) nutzen wollen. Würde durch die Schwere der Infek­ti­on der Wirt sterben, wäre dies natür­lich auch ihr siche­rer eigener Tod.

Obwohl Viren keine eigen­stän­di­gen Lebewe­sen sind, schei­nen sie also trotz­dem über so etwas wie eine Art «Intel­li­genz» zu verfü­gen. Das ist jene Eigen­schaft, die man bei zahlrei­chen Politi­kern leider vielfach schmerz­haft vermisst.